Mikrowelle: Unterschied zwischen den Versionen

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Mikrowellen schwingen mit einer extrem hohen Frequenz, die die Wassermoleküle im Nahrungsmittel in Schwingung versetzt, wodurch Wärme entsteht.<ref>Iris Hammelmann/Karolin Küntzel: Entdecker & Erfinder, München 2010, S. 96. inform 2001/August, S. 10.</ref> Im Gegensatz zum konventionellen Backofen, der dem Lebensmittel von außen Wärme zuführt, entsteht die Wärme der Mikrowelle im Lebensmittel selbst.
Mikrowellen schwingen mit einer extrem hohen Frequenz, die die Wassermoleküle im Nahrungsmittel in Schwingung versetzt, wodurch Wärme entsteht.<ref>Iris Hammelmann/Karolin Küntzel: Entdecker & Erfinder, München 2010, S. 96. inform 2001/August, S. 10.</ref> Im Gegensatz zum konventionellen Backofen, der dem Lebensmittel von außen Wärme zuführt, entsteht die Wärme der Mikrowelle im Lebensmittel selbst.


==== Schwerer Start auf dem deutschen Markt ====
==== Schwerer Start auf dem deutschen Markt ====


Die frühen Mikrowellen-Geräte sind für den Privatanwender kaum erschwinglich und werden wegen ihrer Größe und Gewichts vor allem in der Gastronomie verwendet.<ref>Konzern-Archiv, A05-0008, inform 1985/4, S. 16.</ref> Siemens produziert bereits seit 1957 Mikrowellen für den deutschen Markt.<ref>Küchenherde. Strahlende Zukunft, in: DER SPIEGEL 1985/3, S. 64.</ref> Die erste Siemens-Mikrowelle wiegt jedoch zwei Zentner, benötigt einen Wasserkühler und kostet 7.000 D-Mark.<ref>Ebd.</ref> Dem Gerät wird deshalb keine Chance eingeräumt und die Pläne verschwinden wieder in der Schublade. Der Hersteller Neff integriert auch 1957 Mikrowellentechnik in Backöfen und stellt den ersten kombinierten Mikrowellenherd Europas, den Elektronen-Herd, auf der Kölner Haushaltsmesse der Öffentlichkeit vor.<ref>Konzern-Archiv, Hans Tischert: 80 Jahre Neff, (Sonderdruck Stätten deutscher Arbeit), Berlin 1957, S. 15 f. 40 Jahre BSH – Eine Chronik, S. 39.</ref> Doch durchsetzen können sich die Geräte vorerst nicht. Erst ab den 1970er Jahren verbreitet sich die Mikrowelle in den USA und in Japan rasant.<ref>Küchenherde. Strahlende Zukunft, in: DER SPIEGEL 1985/3, S. 64.</ref> In Deutschland soll es noch länger dauern. Die Deutschen stehen dem Mikrowellenherd lange skeptisch gegenüber. Viele Menschen befürchten, die Geräte seien nicht strahlendicht und daher gefährlich für die Gesundheit.<ref>Konzern-Archiv, A05-0001, inform 1978/6, S. 4.</ref> Hersteller wie die BSHG<ref>Die BSH wird 1967 als Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH gegründet - abgekürzt BSHG. 1998 wird der Name in BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH geändert, die neue Abkürzung lautet BSH. Seit dem Verkauf der Siemens-Anteile der BSH an die Robert Bosch GmbH heißt das Unternehmen BSH Hausgeräte GmbH und wird weiterhin mit BSH abgekürzt.</ref> versuchen jahrelang, über dieses Missverständnis aufzuklären.<ref>Küchenherde. Strahlende Zukunft, in: DER SPIEGEL 1985/3, S. 64.</ref> Die BSHG schult Verbraucher in ihren Mikrowellen-Studios, gibt auf die Mikrowelle konzentrierte Kochrezepte aus, klärt massenhaft Journalisten – „Meinungsbildner“, wie sie intern genannt werden – auf etc.<ref>Konzern-Archiv, unverzeichnet, Fachtagung „Mikrowelle 88“, Rückseite.</ref>
Die frühen Mikrowellen-Geräte sind für den Privatanwender kaum erschwinglich und werden wegen ihrer Größe und Gewichts vor allem in der Gastronomie verwendet.<ref>Konzern-Archiv, A05-0008, inform 1985/4, S. 16.</ref> Siemens produziert bereits seit 1957 Mikrowellen für den deutschen Markt.<ref>Küchenherde. Strahlende Zukunft, in: DER SPIEGEL 1985/3, S. 64.</ref> Die erste Siemens-Mikrowelle wiegt jedoch zwei Zentner, benötigt einen Wasserkühler und kostet 7.000 D-Mark.<ref>Ebd.</ref> Dem Gerät wird deshalb keine Chance eingeräumt und die Pläne verschwinden wieder in der Schublade. Der Hersteller Neff integriert auch 1957 Mikrowellentechnik in Backöfen und stellt den ersten kombinierten Mikrowellenherd Europas, den Elektronen-Herd, auf der Kölner Haushaltsmesse der Öffentlichkeit vor.<ref>Konzern-Archiv, Hans Tischert: 80 Jahre Neff, (Sonderdruck Stätten deutscher Arbeit), Berlin 1957, S. 15 f. 40 Jahre BSH – Eine Chronik, S. 39.</ref> Doch durchsetzen können sich die Geräte vorerst nicht. Erst ab den 1970er Jahren verbreitet sich die Mikrowelle in den USA und in Japan rasant.<ref>Küchenherde. Strahlende Zukunft, in: DER SPIEGEL 1985/3, S. 64.</ref> In Deutschland soll es noch länger dauern. Die Deutschen stehen dem Mikrowellenherd lange skeptisch gegenüber. Viele Menschen befürchten, die Geräte seien nicht strahlendicht und daher gefährlich für die Gesundheit.<ref>Konzern-Archiv, A05-0001, inform 1978/6, S. 4.</ref> Hersteller wie die BSHG<ref>Die BSH wird 1967 als Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH gegründet - abgekürzt BSHG. 1998 wird der Name in BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH geändert, die neue Abkürzung lautet BSH. Seit dem Verkauf der Siemens-Anteile der BSH an die Robert Bosch GmbH heißt das Unternehmen BSH Hausgeräte GmbH und wird weiterhin mit BSH abgekürzt.</ref> versuchen jahrelang, über dieses Missverständnis aufzuklären.<ref>Küchenherde. Strahlende Zukunft, in: DER SPIEGEL 1985/3, S. 64.</ref> Die BSHG schult Verbraucher in ihren Mikrowellen-Studios, gibt auf die Mikrowelle konzentrierte Kochrezepte aus, klärt massenhaft Journalisten – „Meinungsbildner“, wie sie intern genannt werden – auf etc.<ref>Konzern-Archiv, unverzeichnet, Fachtagung „Mikrowelle 88“, Rückseite.</ref>


==== Durchbruch mit dem Fall der Berliner Mauer ====
==== Durchbruch mit dem Fall der Berliner Mauer ====
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Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 bietet sich ein neuer Milliarden-Markt für die BSHG.<ref>Für Weiße und Braune Ware wurde das Marktvolumen von der SE auf 1,5 Mrd DM geschätzt (ohne Berlin-West). Konzern-Archiv, unverzeichnet, Konzept und Aktionsplan für Siemens-Electrogeräte DDR-Geschäft ab 2. Halbjahr ’90, S. 1.</ref> Für die Bürger der DDR bzw. der neuen Bundesländer ist die Mikrowelle ein komplett neues Produkt, abgesehen von einigen wenigen Geräten, die über den DDR-Geschenkedienst von bundesdeutschen Bürgern in die DDR gekommen sind.<ref>1989 wurden keine Mikrowellen in der DDR verkauft. Konzern-Archiv, unverzeichnet, Markterschließung Neue Bundesländer, 2. Einsatzblock, Chart 6: DDR-Markt Weiße Ware Mengenentwicklung, 2. Oktober 1990. Konzern-Archiv, A05-0013, inform 1990/Juli, S. 3.</ref> Die BSHG kooperiert 1990 mit den staatlichen Vertriebs- und Kundendienstunternehmen, etwa dem VEB Haushaltgeräteservice (HGS), und unterstützt diese durch Schulungen und Lieferung von Kundendienstfahrzeugen. „Das flächendeckende Kundendienstnetz von HGS ist auch eine sehr gute Ausgangsbasis für die Akzeptanz unserer Erzeugnisse in der DDR“, betont der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Herbert Wörner, im Jahr 1990.<ref>Konzern-Archiv, A05-0013, inform 1990/Juli, S. 3.</ref> Dies macht sich schnell bezahlt: Aus dem Stand heraus verkauft allein Siemens 1990 rund 50.000 Mikrowellen.<ref>Konzern-Archiv, unverzeichnet, Markterschließung Neue Bundesländer, 2. Einsatzblock, Chart 6: DDR-Markt Weiße Ware Mengenentwicklung, 2. Oktober 1990. Konzern-Archiv, A05-0016, inform 1993/4, S. 17.</ref>
Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 bietet sich ein neuer Milliarden-Markt für die BSHG.<ref>Für Weiße und Braune Ware wurde das Marktvolumen von der SE auf 1,5 Mrd DM geschätzt (ohne Berlin-West). Konzern-Archiv, unverzeichnet, Konzept und Aktionsplan für Siemens-Electrogeräte DDR-Geschäft ab 2. Halbjahr ’90, S. 1.</ref> Für die Bürger der DDR bzw. der neuen Bundesländer ist die Mikrowelle ein komplett neues Produkt, abgesehen von einigen wenigen Geräten, die über den DDR-Geschenkedienst von bundesdeutschen Bürgern in die DDR gekommen sind.<ref>1989 wurden keine Mikrowellen in der DDR verkauft. Konzern-Archiv, unverzeichnet, Markterschließung Neue Bundesländer, 2. Einsatzblock, Chart 6: DDR-Markt Weiße Ware Mengenentwicklung, 2. Oktober 1990. Konzern-Archiv, A05-0013, inform 1990/Juli, S. 3.</ref> Die BSHG kooperiert 1990 mit den staatlichen Vertriebs- und Kundendienstunternehmen, etwa dem VEB Haushaltgeräteservice (HGS), und unterstützt diese durch Schulungen und Lieferung von Kundendienstfahrzeugen. „Das flächendeckende Kundendienstnetz von HGS ist auch eine sehr gute Ausgangsbasis für die Akzeptanz unserer Erzeugnisse in der DDR“, betont der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Herbert Wörner, im Jahr 1990.<ref>Konzern-Archiv, A05-0013, inform 1990/Juli, S. 3.</ref> Dies macht sich schnell bezahlt: Aus dem Stand heraus verkauft allein Siemens 1990 rund 50.000 Mikrowellen.<ref>Konzern-Archiv, unverzeichnet, Markterschließung Neue Bundesländer, 2. Einsatzblock, Chart 6: DDR-Markt Weiße Ware Mengenentwicklung, 2. Oktober 1990. Konzern-Archiv, A05-0016, inform 1993/4, S. 17.</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==


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