BSH-Induktionskochfelder: Unterschied zwischen den Versionen
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„''Schuhgröße 56!''“ steht auf dem Foto des stärksten Mannes aus dem Schwarzwald. Zusammen mit ihm auf dem Bild ist die stärkste Neuentwicklung auf dem Hausgerätemarkt abgebildet: der erste europäische Induktionsherd, produziert 1958 von Neff in Bretten.<ref>BSH-Konzernarchiv, C04-0206, 1958.</ref> | „''Schuhgröße 56!''“ steht auf dem Foto des stärksten Mannes aus dem Schwarzwald. Zusammen mit ihm auf dem Bild ist die stärkste Neuentwicklung auf dem Hausgerätemarkt abgebildet: der erste europäische Induktionsherd, produziert 1958 von Neff in Bretten.<ref>BSH-Konzernarchiv, C04-0206, 1958.</ref> | ||
Version vom 27. Juli 2017, 11:44 Uhr
„Schuhgröße 56!“ steht auf dem Foto des stärksten Mannes aus dem Schwarzwald. Zusammen mit ihm auf dem Bild ist die stärkste Neuentwicklung auf dem Hausgerätemarkt abgebildet: der erste europäische Induktionsherd, produziert 1958 von Neff in Bretten.[1]
Doch auch der stärkste Mann aus dem Schwarzwald erweist sich als machtlos bei dem Versuch, die hochmoderne Technologie beim Verbraucher durchzusetzen. Erst zur Jahrtausendwende beginnt Induktion sich auf dem Markt zu etablieren. Mit einem Kompetenzzentrum für Induktionsentwicklung prägt die BSH diese Entwicklung entscheidend mit und wird zu einem der führenden Anbieter dieser Technologie.
Der lange Weg zum Verbraucher
Erste Patente für Induktionskochfelder werden Anfang der 1900er Jahre in den USA angemeldet, die ersten kommerziellen Modelle sind 1933 auf der World’s Fair in Chicago zu sehen. In Europa ist der Herdhersteller Neff Vorreiter.[2]
Bei einem Induktionskochfeld befindet sich unterhalb der Kochfläche eine von Hochfrequenz-Strom durchflossene Spule, die ein magnetisches Wechselfeld erzeugt. Dieses Wechselfeld wird durch eine isolierende kalte Platte (heute meist Glaskeramik) in den Boden des Kochgeschirrs übertragen und dort aufgrund von induzierten Wirbelströmen und Ummagnetisierungsverlusten in Wärme umgewandelt. Dazu muss das Kochgeschirr aus einer ferromagnetischen Legierung bestehen. Es können so schnell hohe Temperaturen erreicht werden. Das Kochfeld bleibt nur heiß, solange Kontakt mit dem Kochgeschirr besteht. Eine Verbrennungsgefahr, wie sie bei herkömmlichen Elektro- oder Gaskochfeldern besteht, wird minimiert.[3]
Bis ins späte 20. Jahrhundert findet die Technologie jedoch keinen Anklang bei den Verbrauchern. Die hohen Anschaffungskosten – für das Kochfeld und zusätzlich für besonderes, aus ferromagnetischem Material bestehendes Kochgeschirr – wirken sich nachteilig auf die Vermarktung aus.
Während sich die Technologie im Haushaltsgerätesektor nur langsam durchsetzen kann, findet sie auf anderen Gebieten schnell Verbreitung. Spätestens seit 1933 baut Siemens Induktionsöfen zur Verhüttung von Metallen, die NASA und das US-amerikanische Militär nutzen die mannigfaltigen Anwendungen der Technologie vor allem für die Luft- und Raumfahrt.[4]
Kompetenz, Innovation, Induktion
Mit dem Erwerb der spanischen Firma Balay im Jahr 1989 erweitert sich die BSHG um einen Spezialisten auf dem Gebiet der Induktion. Balay verfügt da bereits seit einigen Jahren am Standort Montañana über eine Induktionsabteilung und hatte zwei Jahre vor der Übernahme erste Prototypen auf der internationalen Messe Domotechnica in Köln vorgestellt. Balay wird Standort für das Kompetenzzentrum für Induktionsentwicklung der BSHG. Über eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit mit den Bereichen Elektrotechnik und Kommunikation der Universität von Saragossa kann auf ein großes Innovationspotenzial zugegriffen werden.
Die Weiterentwicklung der Technologie nimmt dabei oft ungeahnte Wege. Die Lizenz für die Herstellung besonders leistungsfähiger Halbleiter, sogenannter Mosfets, muss beispielsweise vom amerikanischen Militär erworben werden. Der Ingenieur José Ramón Garcia erinnert sich: „Ohne die damalige Erlaubnis wären wir heute (...) bestimmt nicht führender Anbieter im globalen Wettbewerb.“[5]
Die Serienproduktion startet 1990 in Montañana, der eigentliche Durchbruch gelingt 1999. Zwischen 1999 und 2001 steigt die Produktion um das 15-Fache. 2001 entsteht das neue Fach „Elektronik in der Induktion“ an der Universität Saragossa, die BSH stellt die Lehrkräfte und die finanziellen Mittel, vier Jahre später bekommt die BSH ihren eigenen Lehrstuhl für Innovation.[6]
Mit dem kommerziellen Durchbruch wird die Induktionssparte ausgebaut. 2010 werden bereits 48 Patente zu Induktionsthemen angemeldet. Rund 100 Mitarbeiter arbeiten in sechs Labors des Kompetenzzentrums. Rund eine halbe Million Induktionskochfelder werden produziert und in weltweit 78 Länder exportiert. 2016 hat sich die Produktionszahl mehr als verdoppelt: 1,2 Millionen Induktionskochfelder verlassen jetzt die Werke der BSH.
Einzelnachweise
- ↑ BSH-Konzernarchiv, C04-0206, 1958.
- ↑ Badras, Catherine: Bedienungsanleitungen im Wandel. Eine explorative Studie über vier Jahrzehnte am Beispiel von Bedienungsanleitungen elektrischer Herde der Firma Neff. Berlin, Technische Universität, Diss., 2003, S. 13. Siehe auch: BSH-Konzernarchiv, A05-0025, inform 01/2002, Jg. 25, S. 15.
- ↑ BSH-Konzernarchiv, C04-0206, Presse-Information BPD 24-3273/0295.
- ↑ Theoretische und experimentelle Untersuchungen über den kernlosen Induktionsofen. In: Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Siemens Konzerns, 12 (1933), S. 1–4.
- ↑ BSH-Konzernarchiv, A05-0034, inform 01/2011, Jg. 34, S. 20.
- ↑ BSH-Konzernarchiv, A05-0024, inform August/2001, Jg. 24, S. 25. BSH-Konzernarchiv, A05-0034, inform 01/2011, Jg. 34, S. 23.