Die Geschichte der Marke Constructa: Unterschied zwischen den Versionen

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Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ist das Waschen die zeit- und kraftaufwendigste Arbeit im Haushalt. An den „Waschtagen“ helfen alle mit: Das Einweichen, Kochen, Schlagen und Reiben, Bleichen, Wringen und Aufhängen dauert Stunden. Die Entwicklung der vollautomatischen Waschmaschine ist deshalb eine echte Revolution für die Hausarbeit. In Deutschland trägt diese Revolution den Namen Constructa.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ist das Waschen die zeit- und kraftaufwendigste Arbeit im Haushalt. An den „Waschtagen“ helfen alle mit: Das Einweichen, Kochen, Schlagen und Reiben, Bleichen, Wringen und Aufhängen dauert Stunden. Die Entwicklung der vollautomatischen Waschmaschine ist deshalb eine echte Revolution für die Hausarbeit. In Deutschland trägt diese Revolution den Namen Constructa.
[[Datei:1955 ca Constructa Waschmaschine BSH Konzernarchiv.jpg|miniatur|582x582px|Constructa Waschmaschine um 1955. (Quelle: BSH-Konzernarchiv)]]


==== Peter Pfenningsberg – Waschmaschinenpionier ====
==== Peter Pfenningsberg – Waschmaschinenpionier ====
[[Datei:1955 ca Constructa Waschmaschine BSH Konzernarchiv.jpg|miniatur|582x582px|Constructa Waschmaschine um 1955. (Quelle: BSH-Konzernarchiv)]]
Bis in die Nachkriegszeit bleibt es in Deutschland ruhig auf dem Gebiet der Waschmaschinen-Entwicklung. Wenn überhaupt Maschinen für das Waschen eingesetzt werden, handelt es sich meist noch um teilautomatisierte Kesselwäscher. In den USA ist die Entwicklung zu diesem Zeitpunkt schon etwas weiter vorangeschritten<ref>Die Constructa Werke GmbH, 1965 in: Ordner Unterlagen-Sammlung (Allgemein) 1951-1958 Constructa, Firmengeschichte, BSH-Konzernarchiv, S. 7.</ref>, 1937 entwickelt dort Bendix Home Appliances die erste automatische Waschmaschine der Welt. Auf der Vorderseite befindet sich eine runde Glasklappe, durch die das Gerät beladen werden kann<ref>„Here's how I do my week's wash now, Thanks to Bendix! (Werbung) in Life, 22 November 1937, S. 131.</ref>, – das sogenannte Bullauge, das später auch zum Markenzeichen von Constructa werden wird.<ref>Inform, Zeitschrift für die Mitarbeiter der Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH, 1996/2, S. 26.</ref> Die Waschmaschine von Bendix verfügt bereits über nahezu alle Eigenschaften einer modernen Waschmaschine, es gibt jedoch keine integrierte Möglichkeit zur Wassererwärmung, weshalb ein Warmwasseranschluss benötigt wird.<ref>Inform, 82/4, S. 14.</ref>
Bis in die Nachkriegszeit bleibt es in Deutschland ruhig auf dem Gebiet der Waschmaschinen-Entwicklung. Wenn überhaupt Maschinen für das Waschen eingesetzt werden, handelt es sich meist noch um teilautomatisierte Kesselwäscher. In den USA ist die Entwicklung zu diesem Zeitpunkt schon etwas weiter vorangeschritten<ref>Die Constructa Werke GmbH, 1965 in: Ordner Unterlagen-Sammlung (Allgemein) 1951-1958 Constructa, Firmengeschichte, BSH-Konzernarchiv, S. 7.</ref>, 1937 entwickelt dort Bendix Home Appliances die erste automatische Waschmaschine der Welt. Auf der Vorderseite befindet sich eine runde Glasklappe, durch die das Gerät beladen werden kann<ref>„Here's how I do my week's wash now, Thanks to Bendix! (Werbung) in Life, 22 November 1937, S. 131.</ref>, – das sogenannte Bullauge, das später auch zum Markenzeichen von Constructa werden wird.<ref>Inform, Zeitschrift für die Mitarbeiter der Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH, 1996/2, S. 26.</ref> Die Waschmaschine von Bendix verfügt bereits über nahezu alle Eigenschaften einer modernen Waschmaschine, es gibt jedoch keine integrierte Möglichkeit zur Wassererwärmung, weshalb ein Warmwasseranschluss benötigt wird.<ref>Inform, 82/4, S. 14.</ref>


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==== Aufschwung ====
==== Aufschwung ====
Zwar sind die Waschmaschinen von Pfenningsberg innovativ, die Produktion ähnelt jedoch nach wie vor einer kleinen Manufaktur. Drei Jahre nach Markteinführung werden zehn Geräte am Tag montiert. Reining stellt Pfennigsberg deshalb mit Ernst Bökker einen kaufmännischen Berater an die Seite. Der verärgerte Pfenningsberg tritt daraufhin aus dem Unternehmen aus. Die Waschmaschinen-Produktion wird von Ernst Bökker modernisiert: Eine größere Produktionshalle mit einfacher Fließbandmontage entsteht. Die Herausforderung besteht jetzt darin, für ein derart neues und unbekanntes Produkt eine Nachfrage zu generieren.<ref>Constructa äußert sich zur Marktsituation, Januar 1960, Ordner Unterlagen-Sammlung (Allgemein) 1959-1965, Constructa Firmengeschichte, 60.11, S. 2.</ref> Dies schafft man durch aktives [[Bildstrecke Constructa|Werben für das Produkt]] bei Vorstellungen und Waschdemonstrationen in der ganzen Bundesrepublik.<ref>Siehe diverses Material zur Organisation von Vorführungen in: Ordner Unterlagen-Sammlung (Allgemein) 1951-1958 Constructa, Firmengeschichte, BSH Konzernarchiv und Inform 82/4, S. 15.</ref> Der Erfolg zeigt sich, bald werden 4.000 Geräten pro Monat verkauft. Unter den Waschmaschinen-Produzenten in Deutschland ist Constructa mit einem Marktanteil von 80 Prozent die klare Nr. 1.<ref>45 Jahre Constructa. Jubiläumsbroschüre. München 1996, S. 13.</ref> Schon 1958 wird das Düsseldorfer Werk zu klein und die Produktion zieht um nach Lintorf, einem Vorort von Ratingen.<ref>inform 1984/2, BSH-Konzernarchiv, A05-0007, S. 15.</ref> Ab 1961 heißt die Firma Constructa Werke GmbH. Constructa prägt Lintorf das nächste Jahrzehnt lang deutlich, 30 bis 40 Prozent der Mitarbeiter leben in dem Ort.<ref>Michael Lumer: Constructa, die Geschichte einer deutschen Waschmaschinen-Marke, Vor 40 Jahren verlegte Constructa seine Fertigung nach Lintorf, in: Die Quecke, Ratinger und Angerländer Heimatblätter, 68 (1998), S. 179-185.</ref>
Zwar sind die Waschmaschinen von Pfenningsberg innovativ, die Produktion ähnelt jedoch nach wie vor einer kleinen Manufaktur. Drei Jahre nach Markteinführung werden zehn Geräte am Tag montiert. Reining stellt Pfennigsberg deshalb mit Ernst Böcker einen kaufmännischen Berater an die Seite. Der verärgerte Pfenningsberg tritt daraufhin aus dem Unternehmen aus. Die Waschmaschinen-Produktion wird von Ernst Böcker modernisiert: Eine größere Produktionshalle mit einfacher Fließbandmontage entsteht. Die Herausforderung besteht jetzt darin, für ein derart neues und unbekanntes Produkt eine Nachfrage zu generieren.<ref>Constructa äußert sich zur Marktsituation, Januar 1960, Ordner Unterlagen-Sammlung (Allgemein) 1959-1965, Constructa Firmengeschichte, 60.11, S. 2.</ref> Dies schafft man durch aktives [[Bildstrecke Constructa|Werben für das Produkt]] bei Vorstellungen und Waschdemonstrationen in der ganzen Bundesrepublik.<ref>Siehe diverses Material zur Organisation von Vorführungen in: Ordner Unterlagen-Sammlung (Allgemein) 1951-1958 Constructa, Firmengeschichte, BSH Konzernarchiv und Inform 82/4, S. 15.</ref> Der Erfolg zeigt sich, bald werden 4.000 Geräten pro Monat verkauft. Unter den Waschmaschinen-Produzenten in Deutschland ist Constructa mit einem Marktanteil von 80 Prozent die klare Nr. 1.<ref>45 Jahre Constructa. Jubiläumsbroschüre. München 1996, S. 13.</ref> Schon 1958 wird das Düsseldorfer Werk zu klein und die Produktion zieht um nach Lintorf, einem Vorort von Ratingen.<ref>inform 1984/2, BSH-Konzernarchiv, A05-0007, S. 15.</ref> Ab 1961 heißt die Firma Constructa Werke GmbH. Constructa prägt Lintorf das nächste Jahrzehnt lang deutlich, 30 bis 40 Prozent der Mitarbeiter leben in dem Ort.<ref>Michael Lumer: Constructa, die Geschichte einer deutschen Waschmaschinen-Marke, Vor 40 Jahren verlegte Constructa seine Fertigung nach Lintorf, in: Die Quecke, Ratinger und Angerländer Heimatblätter, 68 (1998), S. 179-185.</ref>


==== Über Siemens zur BSH ====
==== Über Siemens zur BSH ====
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Die Zeit des Wirtschaftswunders ist nun vorbei. Der Wettbewerb wird intensiver, besonders starke Konkurrenz entsteht durch Billigware aus Italien. Dennoch überlebt Constructa – als etablierte Marke mit einem starken Mutterkonzern im Rücken. Die Constructa-Waschmaschinen werden von den Ingenieuren der BSH ständig weiterentwickelt. Die Geräte bieten Lösungen für das Leben in der modernen Großstadt: Die 45 cm breite Toplader-Waschmaschine beispielsweise passt in jede kleine Wohnung und das Multi-Spar-System hilft Energie und Wasser zu sparen. Constructa setzt bereits Ende der 80er Jahre mit einem Öko-Konzept ein echtes Zeichen. Im Laufe der Jahrzehnte erweitert Constructa das Sortiment um Geschirrspülmaschinen, Kühl- und Gefriergeräte sowie Einbau-Geräte-Lösungen für Küchen. Auch heute werden Constructa Geräte überwiegend in Deutschland gefertigt und stehen für verlässliche Qualität.
Die Zeit des Wirtschaftswunders ist nun vorbei. Der Wettbewerb wird intensiver, besonders starke Konkurrenz entsteht durch Billigware aus Italien. Dennoch überlebt Constructa – als etablierte Marke mit einem starken Mutterkonzern im Rücken. Die Constructa-Waschmaschinen werden von den Ingenieuren der BSH ständig weiterentwickelt. Die Geräte bieten Lösungen für das Leben in der modernen Großstadt: Die 45 cm breite Toplader-Waschmaschine beispielsweise passt in jede kleine Wohnung und das Multi-Spar-System hilft Energie und Wasser zu sparen. Constructa setzt bereits Ende der 80er Jahre mit einem Öko-Konzept ein echtes Zeichen. Im Laufe der Jahrzehnte erweitert Constructa das Sortiment um Geschirrspülmaschinen, Kühl- und Gefriergeräte sowie Einbau-Geräte-Lösungen für Küchen. Auch heute werden Constructa Geräte überwiegend in Deutschland gefertigt und stehen für verlässliche Qualität.


====[[Constructa - eine Waschmaschinen-Legende|Bildstrecke Constructa]]====
 
Hier geht es zur [[Constructa - eine Waschmaschinen-Legende|Constructa Bildstrecke]]




== Einzelnachweise ==
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