Die Marke Neff am Standort Bretten: Unterschied zwischen den Versionen

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==== NEFF kommt zur BSH ====
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[[Datei:1982 Neff Logo und Slogan 1982 wohl noch vor BSH.jpg|miniatur|Logo und Slogan von Neff, 1982. (Quelle: BSH-Konzernarchiv)]]
[[Datei:1982 Neff Logo und Slogan 1982 wohl noch vor BSH.jpg|miniatur|Logo und Slogan von NEFF, 1982. (Quelle: BSH-Konzernarchiv)]]
In Schwierigkeiten gerät das Unternehmen erstmals 1965, als es den insolventen Konkurrenten Juncker & Ruh in Karlsruhe übernimmt. Fehlende Investitionen und schließlich das Ende des Wirtschaftswunders mit drastisch sinkenden Wachstumsraten führen 1968 zur Schließung des Standorts.<ref>BSH-Konzernarchiv, F-Neff-007, Peter Bahn: „Weiße Ware“ – Bretten und seine Herdindustrie, S. 29 f.</ref>
In Schwierigkeiten gerät das Unternehmen erstmals 1965, als es den insolventen Konkurrenten Juncker & Ruh in Karlsruhe übernimmt. Fehlende Investitionen und schließlich das Ende des Wirtschaftswunders mit drastisch sinkenden Wachstumsraten führen 1968 zur Schließung des Standorts.<ref>BSH-Konzernarchiv, F-Neff-007, Peter Bahn: „Weiße Ware“ – Bretten und seine Herdindustrie, S. 29 f.</ref>



Version vom 28. Juli 2020, 08:35 Uhr

Ein NEFF-Herd aus dem Jahr 1919. (Quelle: BSH-Konzernarchiv)

Der traditionsreiche Brettener Hausgerätehersteller NEFF kommt 1982 zur BSH[1] und ist seitdem eine wichtige Marke der BSH. Die Spezialgebiete von NEFF sind besonders Herde und Dunstabzugshauben.


Die Geschichte von NEFF

Der Schlossermeister Carl Andreas Neff gründet 1877 in Bretten die „Carl Neff Herd- und Ofenfabrik“. Zusammen mit sechs Gesellen stellt er auf dem Zähringer Hof Kohleherde her.[2] Als seine Söhne Adolf Wilhelm und Heinrich die Fabrik nach seinem Tod 1910 übernehmen, ist der Betrieb auf 40 Mitarbeiter gewachsen. Das Angebot umfasst inzwischen auch Gas- und Konditoreibacköfen sowie Wirtschaftsherde für Großküchen.[3] Unter der alleinigen Führung von Adolf Neff werden ab 1927 Betrieb und Produktion ausgebaut. Er beginnt auch mit der Herstellung von Elektrogeräten. 1931 überschreitet der Betrieb erstmals die Marke von 100 Angestellten. Im gleichen Jahr tritt auch Alfred Neff, Sohn von Adolf Neff, in die Firma seines Vaters ein. Am 22. November 1941 wird das bis heute verwendete Markenzeichen angemeldet.

Im Zweiten Weltkrieg ist das Unternehmen der Rüstungsproduktion unterstellt. Die abseits großer Industriezentren liegende Fabrik stellt Spezialteile für den Flugzeugbau her. Im Frühjahr 1945 werden große Teile des Werkes bei Luftangriffen zerstört.

Nach dem Krieg versucht Dr. Alfred Neff, mit einer auf sieben Mitarbeiter geschrumpften Belegschaft, den Wiederaufbau. Hilfreich für die schnelle Wiederherstellung der Firma sind der Einfluss und die Kontakte, die er 1945 als von der amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzter Bürgermeister der Stadt Bretten und Landrat des Landkreises Karlsruhe nutzen kann. So wird ihm bereits am 15. Juli 1945 durch die US-Militärregierung und am 18. Oktober 1945 durch das Landratsamt Karlsruhe die Erlaubnis zur Weiterführung des Betriebs erteilt. Mit übrig gebliebenen Blechen aus der Flugzeugteileproduktion gelingt es, die zerstörten und beschädigten Werkshallen notdürftig instand zu setzen, und es kann mit der Produktion begonnen werden.

Neben dem Werk in Bretten entsteht bis 1957 eine Gerätefabrik im Ruiter Tal, eine Fabrik für Großkochanlagen in Bruchsal sowie eine Gießerei in Rinklingen. Die Produktpalette wird erweitert und modernisiert. Der hochmodern ausgestattete Elektroherd Arcus wird 1952 das erfolgreichste NEFF-Produkt der Nachkriegsproduktion. 1955 wird eine einheitliche Linie vom Kühlschrank über den Herd bis zur Waschmaschine geschaffen und mit der Herstellung von Gefriertruhen begonnen. Zwei Jahre später produziert NEFF als erstes Unternehmen in Europa Mikrowellen, 1958 den ersten europäischen Induktionsherd.[4]

Mitte der 1960er Jahre arbeiten 3.000 Angestellte an vier Werkstandorten bei der Carl Neff GmbH, die – als größter deutscher Hersteller von Elektro-, Kohle- und Ölherden – in fast 50 Länder exportiert.

NEFF kommt zur BSH

Logo und Slogan von NEFF, 1982. (Quelle: BSH-Konzernarchiv)

In Schwierigkeiten gerät das Unternehmen erstmals 1965, als es den insolventen Konkurrenten Juncker & Ruh in Karlsruhe übernimmt. Fehlende Investitionen und schließlich das Ende des Wirtschaftswunders mit drastisch sinkenden Wachstumsraten führen 1968 zur Schließung des Standorts.[5]

Um die angeschlagene Firma zu retten, verkauft Alfred Neff die Mehrheit der Geschäftsanteile von NEFF an den Elektrokonzern AEG. In umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wird die Belegschaft von über 4.000 auf 2.300 Mitarbeiter reduziert, 1971 die Gießerei in Bretten und 1979 die Großküchenfertigung in Bruchsal geschlossen.

1982 meldet die AEG Konkurs an. Infolgedessen gibt am 12. August 1982 der Vorstand der AEG die Liquidation der Carl Neff GmbH bekannt.[6] Nach Verhandlungen mit diversen Interessenten wird am 1. Oktober 1982 ein Rahmenvertrag mit der BSH abgeschlossen. Zum 15. November 1982 erwirbt die BSH das Warenzeichen NEFF, Teile des Anlage- und Umlaufvermögens sowie die Vertriebs- und Tochtergesellschaften und gründet die heutige NEFF GmbH. Die Produktion im Stammwerk Bretten läuft im Dezember 1982 neu an. Vertrieb, Marketing und Design werden in die BSH-Zentrale nach München verlegt.

Globalmarke NEFF

NEFF ist innerhalb der BSH besonders auf Herde und Dunstabzugshauben spezialisiert.[7] Die Marke steht für Inspiration, Genuss und sinnliche Kocherlebnisse. 2002 wird das Türsystem Slide&Hide® mit drehbarem Türgriff und versenkbarer Backofentür sowie der abnehmbare Bedienknopf TwistPad® für Induktionsplatten eingeführt.[8] Dafür sind die rund hundert beschäftigten Entwickler verantwortlich, die die Innovationsfähigkeit der Brettener Traditionsfirma gewährleisten. 2008 bekommt NEFF aufgrund der Steigerung der Energieeffizienz in der Produktion den „Umweltpreis für Unternehmen“ des Landes Baden-Württemberg. Das digitale Zeitalter hält Einzug in der Küche: Im Jahr 2014 wird ein Einbaubackofen mit der Home Connect-Funktion produziert.

NEFF besitzt heute einen starken Markenkern. Die Brettener Firma ist bekannt für Geräteserien, die in puncto Design, Komfort und Ausstattung sowie Material- und Verarbeitungsqualität hervorstechen. 2017 feierte die Marke NEFF ihr 140-jähriges Bestehen.

Weltneuheiten und Innovationen aus Bretten

Jahr Entwicklung
1930 NEFF baut Öfen mit Steinboden und elektrischer Heizung
1957 Präsentation des ersten Mikrowellenherds in Europa
1970 Backöfen mit CircoTherm-Heißluftsystem
1986 Einführung der Flachschirmdunstabzugshaube
2002 Einführung des mitdrehenden Türgriffs und der voll versenkbaren Backofentür Slide&Hide® und des abnehmbaren Bedienknopfs TwistPad®
2010 Einführung der neuen Backofen-Dampfunterstützung VarioSteam
2014 Einbaubacköfen mit integrierter Dampf- und Home Connect Funktion, Slide&Hide® und Pyrolyse
2016 Fertigung der 25-millionsten Dunstabzugshaube
2017 Fertigung des einmillionsten Slide&Hide® Backofens



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Einzelnachweise

  1. Die BSH wird 1967 als Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH gegründet - abgekürzt BSHG. 1998 wird der Name in BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH geändert, die neue Abkürzung lautet BSH. Seit dem Verkauf der Siemens-Anteile der BSH an die Robert Bosch GmbH heißt das Unternehmen BSH Hausgeräte GmbH und wird weiterhin mit BSH abgekürzt.
  2. BSH-Unternehmensarchiv, F-Neff-007, Peter Bahn: „Weiße Ware“ – Bretten und seine Herdindustrie, Aachen 1990, S. 5 ff. Andere Firmen waren z.B. C. Beuttenmüller & Co., die M. A. Lämle A.-G., K. W & A. Muckenfuß und Fa. Autenrieth. Die traditionsreiche Herdfabrik Junker & Ruh OHG in Karlsruhe ist außerdem nicht weit von Bretten entfernt. 1925 wird zudem eine Firma gegründet, die später in „Elektro-Gerätebau Oberweiler (E.G.O.)“ umbenannt wird.
  3. BSH-Konzernarchiv, F-Neff-007, Peter Bahn: „Weiße Ware“ – Bretten und seine Herdindustrie, S. 18ff.
  4. BSH-Konzernarchiv, F-Neff-004, Hans Tischert: 80 Jahre Neff, S. 15; BSH-Konzernarchiv, F-Neff-005, Gabriele Kichere: Geschichte und Bedeutung der Marke Neff, Diplomarbeit, Aachen 1994, S. 41.
  5. BSH-Konzernarchiv, F-Neff-007, Peter Bahn: „Weiße Ware“ – Bretten und seine Herdindustrie, S. 29 f.
  6. „Das Geschäft bricht weg“, in: Der Spiegel 27/1982, S. 69.
  7. BSH-Konzernarchiv, F-Neff-007, Peter Bahn: „Weiße Ware“ – Bretten und seine Herdindustrie, S. 31.
  8. BSH-Standort-Bretten-Informationsflyer