Braune Ware – Unterhaltungselektronik der BSH: Unterschied zwischen den Versionen

Mit dem ersten deutschen Unterhaltungssender beginnt das Radio als Unterhaltungsmedium seinen Siegeszug in Deutschland. Siemens & Halske präsentieren auf der ersten Großen Deutschen Funkausstellung 1924 in Berlin ihren ersten Rundfunkempfänger, ein dreistufiges Röhrengerät mit Trichterlautsprecher namens „Siemens-D-Zug“.<ref><nowiki>https://www.siemens.com/history/de/geschichte/</nowiki> (aufgerufen am 16.01.2017).</ref> Der Name ist angelehnt an ein Symbol des Fortschritts in Deutschland, die D-Züge („Durchgangs-Züge“), Schnellzüge, die Zugreisen in Deutschland ungemein beschleunigen. In den folgenden Jahren hat Siemens etliche Rundfunkempfänger und sogenannte Kammermusik-Geräte auf dem Markt eingeführt – letztere sind eine Kombination aus Radio und elektrischem Plattenspieler.<ref>BSH-Konzernarchiv, F-Siemens-014, Siemens Electrogeräte (SE): Leistungen des Hauses Siemens (elektrische Hausgeräte, Rundfunkgeräte), S. 2.</ref>

Bosch gründet 1929 mit drei anderen Unternehmen die Fernseh A.G.und stellt auf der Funkausstellung 1929 den „Fernseh 30“ vor.<ref>10 Jahre Fernseh A.G. Hausmitteilungen aus Forschung und Betrieb der Fernseh Aktiengesellschaft, Berlin, 1. Bd., Heft 4, Juli 1939, S. 109 ff. Zu finden unter: <nowiki>http://www.cdvandt.org/FS%2010%20Jahre.pdf</nowiki> (aufgerufen am 16.01.2017).</ref> Ab 1930 baut Bosch auch Radios unter der bekannten Marke Blaupunkt.<ref>Eva Susanne Breßler: Von der Experimentierbühne zum Propagandainstrument. Die Geschichte der Funkausstellung 1924 bis 1939, Köln u.a. 2009, S. 181.</ref> 1932 führt Blaupunkt das erste serienmäßige Autoradio Europas ein.<ref>BSH-Konzernarchiv, F-Bosch-001, Robert Bosch AG (Hg.): Bosch. 125 Jahre Technik fürs Leben, Stuttgart 2011, S. 207.</ref> Allerdings wiegt es 15 Kilo und kostet 465 Reichsmark<ref><nowiki>https://www.welt.de/motor/article112175978/Erstes-Autoradio-wog-15-Kilo-und-war-suendhaft-teuer.html</nowiki> (aufgerufen am 16.01.2017).</ref> – mehr als doppelt so viel wie der monatliche Durchschnittsverdienst von rund 200 Reichsmark.

Siemens bringt die Unterhaltungselektronik beziehungsweise die Braune Ware – der Begriff stammt aus der Zeit, als Rundfunk- und Fernsehgeräte noch mit furniertem braunen Schleiflackholzgehäuse gebaut wurden<ref>BSH-Konzernarchiv, A05-0010, inform 1987/3, S. 1.</ref> – in die BSH<ref>Die BSH wird 1967 als Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH gegründet - abgekürzt BSHG. 1998 wird der Name in BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH geändert, die neue Abkürzung lautet BSH. Seit dem Verkauf der Siemens-Anteile der BSH an die Robert Bosch GmbH heißt das Unternehmen BSH Hausgeräte GmbH und wird weiterhin mit BSH abgekürzt.</ref> ein, wo das Segment ein wichtiges Standbein wird. 1967 – im Jahr der Gründung der BSH – kommt der erste Farbfernseher mit Siemens-Unterstützung auf den Markt – eine Gemeinschaftsentwicklung von Telefunken, Blaupunkt (Bosch), Mende und dem Siemens-Entwicklungslabor.<ref>BSH-Konzernarchiv, F-Siemens-014, Siemens Electrogeräte (SE): Leistungen des Hauses Siemens (elektrische Hausgeräte, Rundfunkgeräte), S. 16.</ref> In den 1970er Jahren ist die Siemens-Unterhaltungselektronik sehr erfolgreich am Markt. Zum Sortiment gehören unter anderem der Fernseher Bildmeister FC 624 oder die Hi-Fi Komponente microcompact.<ref>BSH-Konzernarchiv, F-BSH-001, BSH Bosch Siemens Hausgeräte GmbH (Hg.): 40 Jahre BSH – Eine Chronik, München 2007 S. 45.</ref> Vor 1979 und ab 1984 hat der Bereich Unterhaltungselektronik von Siemens hohe Zuwachsraten.<ref>BSH-Konzernarchiv, Auswertung der BSH-Geschäftsberichte zwischen 1978 und 1985.</ref> Er schreibt jedoch erst 1987 schwarze Zahlen.<ref>BSH-Konzernarchiv, A05-0010, inform 1987/3, S. 2.</ref>

Auf der Internationalen Funkausstellung Berlin 1987 ist Siemens stolz auf sein Vollsortiment in der Unterhaltungselektronik und präsentiert 35 Neuheiten.<ref>BSH-Konzernarchiv, A05-0010, inform 1987/3, S. 2.</ref> Dazu gehören Farbfernseher, Videorecorder, Radiorecorder, Uhrenradios (heute Radiowecker genannt), HiFi-Anlagen und Weltempfänger. Der Farbfernseher FS 940 zeigt ein flimmerfreies Bild und ermöglicht erstmalig ein Standbild. Der Videorekorder FM 574 ermöglicht die Bild-in-Bild-Technik, bei der beim Betrachten des Bildes vom Videorecorder das aktuelle Fernsehbild in den Bildschirm einblendet. Der Camcorder FA 108 mit dem 8-mm-Videosystem ist besonders leicht mit nur 1,3 Kilogramm Gewicht und hat einen hochauflösenden CCD-Bildsensor, 6fach-Motorzoom und digitalen Autofocus. Der CD-Spieler RW 736 kann von sechs CDs bis zu 32 vorgewählte Titel abspielen. Nur 320 Gramm leicht ist der Weltempfänger RK 702 mit sieben Wellenbereichen und 24 Weltzeiten.

==== Die 1990er Jahre – noch erfolgreich, dann Rückzug ====

Anfang der 1990er hat Siemens einen hohen Marktanteil bei Weltempfängern, Radioweckern und Fernsehgeräten. 1991 enthält die Hitliste der 15 meistverkauften Unterhaltungsgeräte allein vier Radios von Siemens: RK 621, RK 702, RK 622, RK 661.<ref>BSH-Konzernarchiv, A05-0014, inform 1991/1, S. 9.</ref> Im Bereich der Fernseher ist das 100-Hz-Gerät FS 998 in der Klasse der 87-cm-Geräte ein großer Erfolg.<ref>BSH-Konzernarchiv, A05-0014, inform 1991/1, S. 9.</ref> Dennoch zieht sich die BSH zum Jahreswechsel 1996/1997 wegen rückläufiger Umsätze und steigender Verluste aus diesem Produktfeld zurück.<ref>BSH-Konzernarchiv, A01-0014, BSH-Geschäftsbericht 1996, S. 5.</ref>